Rowern, Roban, Rowerne - Das Oberfränkische Wort des Jahres
Wenn in Oberfranken jemand die „Rowern“ holt, weiß eigentlich jeder, was gemeint ist: die gute alte Schubkarre. Sie steht auf fast jedem oberfränkischen Hof und fast jeder Hof spricht sie anders aus: die „Rowern“, „Roban“ oder „Rowerne“. Damit ist die „Rowern“ ein Musterbeispiel für die mögliche Kleinteiligkeit der oberfränkischen Mundart.
Dialektreise durch Oberfranken
Bei der feierlichen Verkündung in Wirsberg lüfteten Bezirkstagspräsident Henry Schramm und Sternekoch Alexander Herrmann im Oktober das Geheimnis um das neue „Oberfränkische Wort des Jahres“. Schramm brachte es auf den Punkt: „So unterschiedlich wie die Dialekte in Oberfranken, so unterschiedlich spricht man auch die Rowern aus.“
Sprachwissenschaftlerin Dr. Almut König, Mitglied der Jury, erklärt die feinen, aber geordneten Unterschiede: Im Westen des Bezirks – etwa in Coburg, Lichtenfels oder Bamberg – bleibt ein „b“ im Wortinnern erhalten, man spricht also von der „Roban“. Weiter östlich, etwa in Hof oder Wunsiedel, wird daraus ein weiches „w“, also „Rowern“. Und wer im Landkreis Forchheim, z. B. in Effeltrich, zuhause ist, für den ist es die „Rowerne“. Denn im Forchheimer Land sind -na und -ne ganz typische Endungen, während in allen anderen Teilen Oberfrankens das Wort meist auf „n“ endet. Doch ich bin mir sicher, dass bei allen genannten Aussprachen für viele noch die Wahrheit irgendwo dazwischen liegt. Auf meinem kleinen Dorf Appenberg im Kulmbacher Land war es nämlich die „Robern“.
Wortwörtlich betrachtet: Die „Radtrage“
Die Wurzeln des Begriffs reichen ins 14. Jahrhundert. Bereits seitdem ist das Ursprungswort „Radeber“ belegt – eine Verbindung aus Rad und bern (tragen oder führen). Die Rowern ist also wörtlich übersetzt nichts anderes als eine „Radtrage“ – ein Begriff, der wunderbar beschreibt, was sie tut: Sie hilft Dinge auf einem Rad von A nach B zu bringen, aber ohne großes Schleppen und ohne großes Aufsehen. Ganz praktisch, ganz oberfränkisch.
Dialekt mit Herz und Humor
Aus über 330 heimischen Begriffen hat die Jury – bestehend aus der Sprachwissenschaftlerin Dr. Almut König vom Lehrstuhl für Germanistische Sprachwissenschaft an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen, dem Leiter des Oberfränkischen Bauernhofmuseums Bertram Popp, Sabine Hager von extra Radio in Hof sowie Barbara Christoph, der Leiterin der KulturService-
Stelle des Bezirks Oberfranken und Florian Bergmann vom Bezirk Oberfranken – heuer das Wort „Rowern“ gewählt. Damit reiht es sich ein in eine charmante Reihe aus Gewinnerworten. Nach „Wischkästla“, „Fregger“, „Erpfl“, „Waafn“ „Meichela“ oder „Schnerbfl“ ist es die „Rowern“, die 2025 zum Oberfränkischen Wort des Jahres gekürt wird. (ps)
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